Am Samstagmorgen Starteten meine Frau und ich vom Sielminger Festplatz aus in die Ukraine. Am Rastplatz Ohetal Süd an der A3 trafen wir den Rest des Konvois, bestehend aus 2 Sattelzügen von ‚Hoffnung und Hilfe‘ sowie unser 2.Lastzug aus Flein mit Daniel Zaft am Steuer. Es ging zügig weiter bis zum Autohof Obahok in Ungarn, kurz vor Budapest.
Am Sonntag ging es dann ohne Probleme weiter bis zu einem Parkplatz in den Karpaten kurz vor Pitesti. Nach einem guten Abendessen in dem Hotelrestaurant ging es in die Kojen. Montag früh ging es weiter bis zur Grenze Isaccea. Dort hatten wir einen längeren Aufenthalt, da sehr viele Lkws vor uns waren und nur alle 3 Stunden die Fähre über die Donau übersetzt. Daniel war in ständigem Kontakt mit Fjodor vom Hilfswerk ‚Neues Leben‘, um über die aktuelle Lage in der Ukraine informiert zu sein. Von ihm kam auch die Anfrage, ob wir mit Wasser und Lebensmittel in ein Dorf im Überschwemmungsgebiet fahren könnten. Gleichzeitig war dort auch eine Evangelisation mit ca. 450 Menschen geplant.
Unsere Geduld wurde auf eine längere Probe gestellt, aber wir konnten um 21:00 mit der Fähre über die Donau übersetzen. Auf der ukrainischen Seite erwartete uns schon unser Kontaktmann Gena. Leider hatte er keine guten Nachrichten. Unsere Dokumente und Frachtpapiere wurden eingescannt und an den ukrainischen Geheimdienst geschickt. Dieser prüft, ob der Empfänger der Hilfsgüter seriös arbeitet und die Hilfsgüter auch an bedürftige verteilt. Hintergrund ist der, dass es leider unter den Humanitären Transporten auch schwarze Schafe gibt, die Neuware ins Land einführen, ohne Steuern und Zoll zu zahlen. Von diesem Gesichtspunkt aus kann man diese Aktion verstehen. Das heißt für uns: Übernachten auf dem Zollhof. Das war uns auch nicht gerade unrecht, da es mittlerweile schon 2:00 Uhr morgens war. Am Dienstagmorgen mussten wir noch bis 10:00 warten, bis endlich das ‚GO‘ kam. Am Nachmittag waren wir in Odessa. Die 2 sattelzüge von ‚Hoffnung und Hilfe‘ Furen gleich zum Lager von ‚Neues Leben‘, während unsere beiden Hängerzüge zur lutherischen Bibelschule fuhren. Dort wurden die Anhänger von den Bibelschülern und den Pastoren abgeladen und gleich auf bereitgestellte Fahrzeuge umgeladen, die dann am nächsten Tag zu den hilfsbedürftigen Menschen in die Überschwemmungs- und Kriegsgebiete fahren.Daniel und ich ließen die Anhänger bei der Bibelschule stehen und fuhren weiter zu ‚Neues Leben‘ um dort den Rest abzuladen. Dort angekommen wurden unsere beiden Lkws nach dem Abladen mit den Lebensmitteln von ‚Hoffnung und Hilfe‘ beladen. Als letzte Aktion wurden an diesem Abend noch jeweils 5000 l Wasser in 5l-Kanistern auf unsere Lkws geladen. So ging ein arbeitsreicher tag zu Ende.
Am Mittwoch ging es früh morgens los. Unsere beiden Lkws und noch 5 Begleitfahrzeuge mit Helfern von ‚Neuse Leben‘ machten sich auf den Weg ins Überschwemmungsgebiet. Unterwegs gab es noch ein Frühstück in einem Strassen-Restaurant. Gut organisiert von Fjodor. Über Mykolajiv ging es weiter vorbei an einigen Check-Points nach Snihurivka, 30 km nördlich von Cherson. Unterwegs passierten wir außer einer zerstörten Eisenbahnbrücke noch ein Minenfeld.
In Snihhurivka, in der Baptisten-Gemeinde, angekommen wurde sofort mit dem Abladen der Lebensmittel und des Wassers begonnen. Wir waren erstaunt, wie gut alles organisiert war. Das Interessante an dem Ort war, dass er letztes Jahr im September von der ukrainischen Armee zurückerobert worden war und die Menschen wieder angefangen haben, ihre zerstörten Häuser aufzubauen, als jetzt das Gebiet überschwemmt worden ist. Wie groß muss die Verzweiflung der Menschen sein, die in kurzer Zeit 2 mal Hab und Gut verlieren.
Gott sei Dank gab es heute in diesem Ort eine Evangelisation, die den Menschen von der einzig wahren Hoffnung und Liebe erzählt, die über allem Schmerz und Leid trägt: Jesus Christus.
Am Ende der Verkündigung wurde in geordneter Weise die Lebensmittel und das lebensnotwendige Wasser von den Helfer von ‚Neues Leben‘ verteilt. Große Dankbarkeit war in den Augen der Menschen zu sehen, und das Bewußtsein, dass sie nicht vergessen wurden. Während der Verteilaktion hatten wir noch die Gelegenheit in eines der von Überschwemmung und Krieg zerstörten Dörfer zu fahren. Man kann das Ausmaß der Zerstörung kaum in Worte fassen.
Zum Thema sauberes Wasser: Im Garten der Baptisten-Gemeinde steht ein Bohrturm, der in 140 m Tiefe nach frischem Wasser suchen soll. Ab dieser Tiefe ist das Wasser wieder genießbar, alles oberhalb ist verseucht. Dieses frische Wasser soll allen Dorfbewohner kostenlos zur Verfügung gestellte werden. Praktische Nächstenliebe.
Gegen 17:00 fuhren wir gefüllt mit neuen Eindrücken wieder zurück nach Odessa. Unterwegs erfuhren wir, dass wir kaum das Dorf verlassen hatten, wieder Geschützdonner aus Cherson zu hören war. Froh und dankbar, dass Gott uns auf dieser nicht ganz ungefährlichen Fahrt bewahrt hat erreichten wir spätabends Odessa und unser Nachtlager.
Am Donnerstagmorgen ging es dann wieder auf dem Heimweg. An der ukrainischen Grenze wurde es nochmals spannend, da wir für die Ausreise ein einem Portal des Verkehrsministeriums nicht registriert waren. Eigentlich müssen das humanitäre Hilfstransporte nicht tun, wurde uns gesagt. Wir wurden aber eines Besseren belehrt. So standen wir bei 40°C 2 km vor der Grenze an einem Kontollposten. Nach einigen Stunden durften wir dann doch unter Polizeibegleitung an die Grenze vor fahren. So kamen wir dann erst weit nach Mitternacht mit der Fähre über die Donau, um dann in Rumänien in Tulcea ein paar Stunden zu schlafen. Durch Rumänien, Ungarn, Österreich ging es dann nach Hause, wo wir am Sonntag spätvormittags nach über 5200 km wieder wohlbehalten in Sielmingen angekommen sind. Auch die anderen Lkws sind wohlbehalten nach Hause gekommen. Wir sind dankbar für alle Bewahrung und für die Gemeinschaft mit den Geschwistern, die teilweise unter Lebensgefahr unsere Hilfsgüter weiterverteilen.